Smart and Healthy Living, Technology: From CMOS to Smart Systems

Das »μ-Endoskop« – Diagnostik und Therapie in der Hirnchirurgie

Forscher des Fraunhofer ENAS arbeiteten an der Entwicklung eines MRTsicheren »μ-Endoskop« mit integrierter Ultraschall-Funktion.

© MEV Verlag
Beim »μ-Endoskop« werden Diagnostik, Therapie und MR-Sicherheit direkt miteinander verbunden.
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Durch die vereinfachte Kombination von Diagnose- und Therapietechniken können sich besonders Menschen mit mehrfachen chronischen Krankheiten über eine ganzheitlichere Behandlung freuen.

Chirurgische Eingriffe in den menschlichen Körper sind immer eine große Belastung. Operationen am Kopf, speziell am Gehirn stellen für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung dar. Insbesondere dann, wenn man zuerst die Krankheit diagnostizieren und anschließend behandeln muss. Das verläuft üblicherweise in mehreren Schritten und ist deshalb extrem aufwändig.

Im Zeitalter der Systemlösungen liegt es auf der Hand, bei Eingriffen in den Körper die Diagnostik und Therapie zu verbinden. Denn das ist für den Patienten schonender, erlaubt schnellere Ergebnisse und spart Zeit und Geld. Die Kombination von Diagnostik und Therapie wird als Theranostik bezeichnet.

Im Bereich der Gehirnchirurgie sind ENAS-Forscher in dem Projekt »DeNeCor« mit dieser Herangehensweise einen großen Schritt weiter gekommen: Vorgabe des Projekts war es, Ultraschall- und optische Komponenten in einem MRT-sicheren Mikroendoskop zu integrieren. Dabei werden MR-Bedingungen berücksichtigt und gleichzeitig unterschiedliche Verfahren für verschiedene parallel laufende Anwendungen bereitgestellt, um die Position des Werkzeuges noch präziser einzuhalten.

Kombination von Licht und Ultraschall

Licht und Bildfasern führen die Spitze des Endoskops und erkennen dabei von Krankheiten betroffene Gewebestellen im Gehirn. In der gewünschten Position kann das Endoskop für die Dauer der Überprüfung fixiert werden.

Anschließend wird mit der Ultraschallfunktion des Mikroendoskops das Zielgewebe selektiv untersucht. Dank der hohen Auflösung und Tiefenschärfe lassen sich damit winzige Bereiche des Gehirngewebes analysieren und Fehlbildungen identifizieren. Durch akustische Energie können die betroffenen Zellen behandelt werden. Mögliche Anwendungsbereiche sind neuronale Erkrankungen wie beispielsweise Epilepsie, Alzheimer und Parkinson und Krebs.

Genauere Diagnostik und Therapie dank ergänzender Methoden

Der Durchmesser der Endoskopspitze beträgt zurzeit 5 mm. Es wird daran gearbeitet, diese Spitze weiter zu verkleinern, um näher an die betroffenen Gewebestellen zu gelangen und noch kleinere Anomalien zu entdecken. Denn: Je frühzeitiger man Unregelmäßigkeiten erkennt und behandelt, desto größer sind die Chancen, Krankheiten wirkungsvoll und endgültig zu bekämpfen.

Das Verfahren gestattet es zudem, ergänzende Methoden zu nutzen und damit die Genauigkeit von Diagnose und Therapie zu verbessern - parallel zur endoskopischen Untersuchung im Gehirn ist es jetzt ebenfalls möglich, ein MRT durchzuführen.

Was mit dieser Methode in der äußerst anspruchsvollen Gehirnchirurgie möglich werden kann, lässt sich auf den ganzen Körper übertragen. Indem die Kombination von Diagnose- und Therapietechniken vereinfacht wird, können besonders Menschen mit mehrfachen chronischen Krankheiten eine ganzheitlichere Behandlung erhalten.

Über das Projekt:

Die Entwicklung erfolgte innerhalb des europäischen Forschungsprojektes DeNeCor im Rahmen des ENIAC Joint Undertaking mit den deutschen Partnern PolyDiagnost GmbH, Fraunhofer ENAS und MR:Comp GmbH.  

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