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Kieferorthopädische Untersuchungen ohne Röntgenstrahlung

Forschenden des Fraunhofer IIS und des Universitätsklinikums Erlangen ist es gelungen, die Magnetresonanztomographie (MRT) in der Kieferorthopädie erfolgreich einzusetzen. Künftig soll beispielsweise die Position von verlagerten oder retinierten Zähnen ohne Röntgenstrahlung diagnostizierbar sein. Das Forschungsteam wurde für die Studie auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO) prämiert.

© MCI / Thomas Ecke
Ausgezeichnet mit dem Jahresbestpreis für die J Orofac Orthop-Publikation: Prof. Matthias Schmid, Prof. Ursula Hirschfelder (Präsidentin DGKFO), Michael Hofmeister, Dr. Andreas Detterbeck (v.l.n.r).
© Fraunhofer IIS
Die Studie zeigt, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen Aufnahmen der Magnetresonanztomographie (MRT) ohne Röntgenstrahlung und der Computertomographie (CT) gibt.

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS und des Universitätsklinikums Erlangen konnten Forschende an Schweineköpfen zeigen, dass die MRT in vielen Bereichen der Kieferorthopädie genauso erfolgreich eingesetzt werden kann wie die bisher üblichen Röntgenuntersuchungen. Von dieser Erkenntnis könnten insbesondere Kinder und Jugendliche profitieren. Sie sind nicht nur das Hauptklientel für kieferorthopädische Untersuchungen, sondern tragen gleichzeitig ein erhöhtes Risiko für Schäden durch ionisierende Strahlung: Laut einer australischen Studie aus dem Jahr 2007 ist das Risiko, generell an Krebs zu erkranken, für Personen in dieser Altersgruppe um 24 % höher, wenn bei ihnen in den Jahren vor dieser Erkrankung eine Computertomographie (CT)-Untersuchung durchgeführt worden war.

Kein signifikanter Unterschied zwischen MRT und anderen Verfahren

In der Studie bewerteten mehrere Zahnärzte Schichtbilder und 3D-Rekonstruktionen von Schweineköpfen, die mittels klassischer bildgebender Verfahren wie der Computertomographie oder der digitalen Volumentomographie (DVT) erstellt wurden und verglichen diese mit Pendants der MRT. Das Ergebnis: Generell unterschied sich die MRT hinsichtlich der meisten Parameter nicht signifikant von anderen Methoden. Bei der Beurteilung der Lage von Zahnkeimen wurde die MRT sogar besser bewertet. Auch bei den 3DRekonstruktionen der Zähne aus MRT-Daten konnte das Team – außer bei der Oberflächendarstellung der Zahnwurzeln – keine signifikanten Unterschiede gegenüber herkömmlichen Verfahren feststellen. Mit Standardparametern aufgenommene MRT-Daten scheinen den heute verwendeten Röntgen- bzw. DVT-oder CT-Aufnahmen in vielen Bereichen also ebenbürtig zu sein. Im Bereich der Knochendarstellung, in dem die Röntgenstrahl-basierten Methoden zurzeit noch besser abschneiden als die MRT, könnten neue, schnelle MRT-Verfahren künftig auch diese Lücke schließen. Weiterführende Studien an menschlichen Kiefern werden die klinische Eignung abschließend klären.

Forschungsleistung wurde prämiert

Für die Studie mit dem Namen »MRI vs.CT for orthodontic applications: comparision of two MRI protocols and three CT (multislice, cone-beam, industrial) technologies« wurde das Forschungsteam am 11. Oktober 2017 in Bonn von einer unabhängigen Jury auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie e.V. mit dem Jahresbestpreis für die J Orofac Orthop-Publikation 2016 prämiert.

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